Im Auge der Staatssicherheit

Im Auge der Staatssicherheit

Ein Besuch der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock

 

Einschüchternde Mauern, leere Gänge und verlassene Gefängniszellen.  Dies waren die Eindrücke der FGP91 des Fachgymnasiums der Beruflichen Schule für Dienstleistung und Gewerbe, als sie am 21.02.2022 das Gelände der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock besucht haben.

Im Rahmen des Faches Geschichte und Politische Bildung sind wir mit unserer Geschichtslehrerin Frau Kallet in die Dokumentations- und Gedenkstätte gefahren, um die Verbrechen des SED-Regimes an einem Originalschauplatz nachvollziehen zu können.

Die ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt wurde Ende der 1950er in Rostock erbaut. Hierzu gehörte auch die ehemalige Haftanstalt im Grünen Weg in Rostock. Sie entstand im Rahmen der Neuerrichtung des Komplexes der Stasi-Bezirksverwaltung zwischen August-Bebel-Straße, Augustenstraße, Hermannstraße und Grüner Weg. Anfang 1960 kamen die ersten Häftlinge in die ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Bis 1989 inhaftierte die Stasi dort rund 4900 Frauen und Männer aus überwiegend politischen Gründen. Dazu gehörten z.B. die Straftatbestände „Hetze“, „Gruppenbildung“, „staatsfeindliche Verbindungsaufnahme“ und in zunehmendem Maße „versuchte Republikflucht“. Die Insassen mussten im Durchschnitt fünf bis sechs Monate Untersuchungshaft mit ständigen Verhören und unter starker Isolation über sich ergehen lassen, bis sie durch ein Gericht formal abgeurteilt und in eine Strafvollzugseinrichtung verlegt wurden.

Der Rundgang führte durch das Gefängnis, vorbei an den Zellen, hin zu den Duschräumen und Freigangsanlagen. Den Eingang markierte eine Halle. In dieser stand ein Transporter der Staatssicherheit. Die Fahrzeuge wurden zur Tarnung mit Aufschriften wie „Frischer Fisch“ bedruckt, damit diese ungeachtet ihre Arbeit verrichten konnten.

    In den Gefängnissen der Staatssicherheit missachtete die Stasi systematisch die Menschenrechte der Häftlinge. Auch unterhalb der Schwelle körperlicher Gewalt übten in der Ära Honecker psychologisch geschulte Vernehmer in den Verhören enormen Druck aus. Sie behaupteten wahrheitswidrig, Mitbeschuldigte hätten bereits gestanden, die Indizien seien erdrückend oder es drohe Zwangsadoption der Kinder. So wurde das Geständnis der Beschuldigten erpresst und die Unschuldsvermutung ins Gegenteil gekehrt.

Es gilt unser Dank für die detaillierte Führung.

Ein Besuch von Mahn- und Gedenkstätten ist im Laufe der schulischen Laufbahn unverzichtbar. Sie sind die stillen Erinnerungen an die SED-Diktatur und zeigen durch ihre aufwendig aufbereitenden Dokumentationen eine Welt, in die wir nicht zurückkehren dürfen. Das Gedenken an die Opfer und die in uns erlebten Emotionen sollen uns für die Zukunft mahnen.

 

Lea Tiedke, 21.02.2022